Konzept
invetra ist ein interdisziplinäres Projekt, das 2018 von Lennart May initiiert wurde und die Vernehmungspraxis durch forschungsbasierte und praxisorientierte Lösungen verbessern will. Der Name steht für Interaktives Vernehmungstraining und beton zugleich ein zentrales Element der Trainings: interaktives Üben.
Entgegen verbreiteter Annahmen sind persönliche oder berufliche Eigenschaften nicht automatisch entscheidend für effektive Vernehmungen. Studien zeigen, dass beispielsweise Vernehmungserfahrung, Rechtskenntnisse, Dienstrang oder Geschlecht keinen verlässlichen Einfluss auf die Befragungsqualität haben. Psychologisch fundiertes und effektives Befragen lässt sich in einem speziellen Training lernen. invetra bietet genau ein solches systematisches Trainingsprogramm. Das Ziel von invetra ist es, die Kompetenzen in Vernehmungen, Einvernahmen und Befragungen – sowohl bei Erfahrenen als auch bei Unerfahrenen – gezielt weiterzuentwickeln.
invetra behandelt dabei keine Befragungstechniken, die auf Einzelerfahrungen beruhen, nicht systematisch geprüft sind oder nachweislich ineffektiv sind. Denn reale Fälle und Untersuchungen zeigen, wie solche Techniken zu falschen Informationen, Fehleinschätzungen und Fehlurteilen führen können. Der invetra-Kurs behandelt deshalb nur forschungsbasierte Vernehmungstechniken, die auf Erkenntnissen der Aussage- und Vernehmungspsychologie basieren. Diese Disziplinen beschäftigten sich systematisch mit Befragungstechniken und -taktiken sowie korrekten und falschen Aussagen von Beschuldigten und Zeuginnen. Vernehmende nutzen diese psychologischen Erkenntnisse vor allem in England und Norwegen erfolgreich – und immer mehr auch im deutschsprachigen Raum.
Ein Problem klassischer Vernehmungsseminare ist, dass Teilnehmende meist nur passiv zuhören. Vernehmungsfertigkeiten erlernt man besonders durch aktives Üben. Deshalb setzt das pädagogische Konzept von invetra darauf, forschungsbasierten Lösungen interaktiv, praxisorientiert und wiederholt zu trainieren, damit die Teilnehmenden ihre Kompetenzen erweitern und in der Praxis anwenden können.
Vernehmungstechniken
Zur Vernehmung, Einvernahmen oder Befragung von Menschen sind nur Techniken geeignet, die systematisch auf ihre Vorteile und Risiken geprüft sind und effektiv sind. Der invetra-Kurs trainiert deshalb nur Techniken, die auf Zuverlässigkeit und praktische Brauchbarkeit geprüft sind.
Interaktion
Aktive Lehrmethoden eignen sich am besten, um Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben. Der invetra-Kurs nutzt unterschiedliche interaktive Übungen, um Grundlagenkenntnisse und Befragungstechniken zu erlernen.
Praxisorientierung
Im invetra-Kurs üben Teilnehmende anhand von Fallbeispielen und realitätsnahe Befragungsübungen. Dies verkleinert den Schritt zwischen Vernehmungstheorie und realem Vernehmen und bereitet auf verschiedene Vernehmungssituationen vor.
Übungshäufigkeit
Zum Erlernen und Automatisieren von Fertigkeiten ist häufiges Üben notwendig. Bei invetra trainieren Teilnehmende daher wiederholt Vernehmungstechniken, die sie anschließend in den Alltag übernehmen und weiter automatisieren können.